Yoga ist eine uralte, aus Indien stammende Lebensphilosophie. Neben den hierzulande bekannten Körperübungen (Asana) umfasst Yoga auch Atem- und Meditationstechniken, sowie ethisch-moralische Lebensregeln. Das große Endziel aller yogischen Bemühungen ist “Samadhi”, ein aus der völligen Auflösung aller irdischen Wahrnehmung und Polarität resultierender, unvergleichlicher Glückszustand. Samadhi ist nur über einen langen, 8gliedrigen Weg erreichbar – Teile dieses Weges, nämlich die Körper-, Atem- und Meditationsübungen nutzen wir heute für uns, um Gesundheit und Entspannung zu erfahren.
Yoga hat – je nach Stil unterschiedlich stark ausgeprägt – immer auch eine spirituelle Komponente. Diese ist von der yogischen Grundidee her zwar religionsübergreifend, eine Beeinflussung durch die in Indien verbreiteten Religionen Hinduismus und Buddhismus ist aber unübersehbar. Dennoch ist Yoga weit von Dogmatismus entfernt: Weise und Heilige aller Religionen – Jesus, Buddha, Mohammed, Laozi, Zarathustra…. – werden für ihre Weisheit und Erkenntnisse verehrt. Toleranz gehört zu den yogischen Lebensregeln und so braucht also kein Yogi Hindu zu werden oder sich in seiner eigenen Religiosität beeinflusst zu fühlen.
Historie
Der Legende nach wurde der Yoga den Menschen von Gott Shiva (einem der hinduistischen Hauptgötter) geschenkt, seine Frau Parvati war die erste Yogini (=Yogapraktizierende). Der wahre Ursprung des Yoga liegt im Dunkeln, dass er aber bereits mehrere Tausend Jahre alt ist, gilt als gesichert. Als Wurzel gelten die Veden (Veda = “Wissen”), die uralten indischen Weisheitsschriften, von denen auch nicht-religiöse oder -spirituelle Inder glauben, dass sie nicht von Menschen erdacht, sondern von einer höheren Macht an die Rishis (die Weisen) gegeben wurden. Somit begann Yoga als rein geistiger Weg; die bei uns heute so geschätzten Körperübungen kamen wohl erst später hinzu und dienten ausschließlich dazu, den Körper auf die Meditation vorzubereiten.
Yoga heute
Ende des 19. Jahrhunderts gelangte Yoga erstmals in den Westen, wo er rasch Anhänger fand und an westliche Bedürfnisse (weniger Spiritualität/Geist, mehr Körper) angepasst und weiterentwickelt wurde. In Indien indes geriet er ziemlich in Vergessenheit. Erst als die Inder, nach Unabhängigkeit von den englischen Kolonialherren strebend, auf der Suche nach ihrer verlorenen nationalen Identität waren, rückte Yoga – auch dank dem praktizierenden Yogi Mahatma Gandhi – wieder als etwas „typisch Indisches“ in das öffentliche Interesse. Nach der Unabhängigkeit kehrten dann einige Yogameister aus dem Westen nach Indien zurück und verbanden ihren „verwestlichen“ Yoga mit dem traditionellen indischen. Heraus kamen die heute etablierten, global verbreiteten Yogastile und -schulen – Yoga als Beispiel gelungener Globalisierung.
Im Zuge zunehmender Kommerzialisierung (Stichwort Yoga und Hollywood), treibt die Entwicklung neuer Yogastile zuweilen merkwürdige Blüten. So firmieren – neben vielen guten Yogastilen – auch Praktiken als “Yoga”, die auf rein körperliche Betätigungen und die Versprechen ewiger Jugend und Schönheit reduziert wurden. Ein einträgliches Geschäftsmodell, das allerdings seinen Bezug zu den ursprünglichen Ideen, Werten und Zielen der Yogaphilosophie weitestgehend verloren hat.
Hatha Yoga
Der bei uns am weitesten verbreitete Yogastil ist der Hatha Yoga, der im Wesentlichen aus Körperübungen, Atemübungen und Meditationstechniken besteht. Ziel sind eine Hinwendung nach Innen und Geistesruhe – zwei Komponenten, die Voraussetzungen für körperliche und mentale Entspannung sind und das beinhalten, was Yoga von reiner Gymnastik unterscheidet. Diese drei Techniken sind Bestandteil jeder Yogastunde. Anders als die Gerüchte und spektakuläre Fotos in den Hochglanzmagazinen vermuten lassen, ist für die Ausübung von Yogaübungen keine besondere Flexibilität oder Sportlichkeit erforderlich. Jeder Mensch – vom Spitzensportler bis zum Rollstuhlfahrer – kann den Yoga an seine individuellen Bedürfnisse anpassen und so den idealen Nutzen für sich erzielen (siehe hierzu auch “Über Jayani”). Wettbewerb, Vergleich und Konformität sind dem Yoga fremd und eher kontraproduktiv.